Durch das peruanische Hochland

07.02.2010 El Carmen
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Am Montag machten wir nach einem weiteren südamerikanischen Land einen Haken und reisten von Cobacabana über die nahe Grenze nach Peru ein. Der Grenzübertritt war nicht besonders schwierig, es dauerte nur eben seine Zeit. Die Fahrt führte uns dann entlang des Titicaca-Sees in das ca. 140 km entfernte Puno.



Ursprünglich war ein Stellplatz an einem sehr schön gelegenen Hotel direkt am See vorgesehen, leider haben sich aber in den vergangenen Jahren andere Wohnmobilfahrer so gut dort verhalten, dass die Hotelführung für die Zukunft keinen Platz mehr zur Verfügung stellen wird. Wir fanden also einen Platz an einer Schule ca. 2 km von Seeufer entfernt. Schade. Nach einer kurzen Rast machten wir uns auf den Weg in die Stadt; denn wir mussten noch einen Versicherungsagenten finden, bei dem wir eine Haftpflichtversicherung für Peru abschließen konnten. In die Stadt fuhren wir mit einem Kleinbus, das sind kleine, zum Personentransport ausgebaute Toyota oder ähnliche Fahrzeuge, die acht bis zehn Passagiere aufnehmen können. Ein Ausrufer schreit permanent lautstark das geplante Fahrziel aus einem Fenster und versucht Passagiere zu werben. Die Fahrt über immerhin 6 bis 7 km in die Stadt war abenteuerlich und kostet in einem solchen Bus einen Sol, das sind etwa 25 Cent.
Die erste Auskunft bei der Touristeninformation ergab, dass eine Versicherung für ein ganzes Jahr zum Preis von ca. 350 € abzuschließen sei. Das hat uns natürlich gar nicht gefallen und wir haben uns bereits überlegt, ob wir überhaupt eine Versicherung abschließen sollten. Beim zweiten Anlauf sah dann bereits alles viel besser aus. Wir haben eine auf drei Wochen begrenzte Versicherung zum Preis von 65 USD abschließen können. Für andere Interessenten hier die Adresse des Versicherungsagenten, bei dem wir unsere Police erwarben:
Edmundo Chico Pulido
Asesor y Corredor de Seguros
Jr. Deustua N° 299
Celular 9689090
Puno

Anschließend aßen wir in einem kleinen Restaurant am zentralen Platz vor der Kathedrale zu Abend. Als wir wieder die Straße betraten, war richtig etwas los in der Stadt. Musikkapellen, bestehend aus Trommlern, Panflötenspieler und Trompetern, spielten wild durcheinander und jede Gruppe wollte scheinbar die lauteste sein. Es war der 1. Februar, der Abend vor Maria Lichtmess. Peru ist ein sehr katholisches Land und so wundert es nicht, dass solche Feiertage entsprechend gefeiert werden. In diesem Fall auch gleich 14 Tage lang.
Für Dienstag war nur eine sehr kurze Etappe von etwa 40 km vorgesehen. Der Vormittag gehörte einem Ausflug auf dem Titicaca-See zu den schwimmenden Inseln der Uros. Mit einem Touristenboot ging es ca. 30 Minuten hinaus auf den See. Die Inseln bestehen aus 80 bis 120 cm dicken Schilfkonstruktionen und schwimmen auf dem hier etwa 20 m tiefen Wasser. Das Volk der Uro, deren Nachkommen versuchen, die Kultur der schwimmenden Inseln weiterleben zu lassen, galt als das wildeste der Inka-Völker.



Es konnte auch von den Inka nie ganz unterworfen werden. Immer dann, wenn Gefahr drohte, zogen sie sich mit ihren schwimmenden Inseln weiter auf den See zurück und waren damit unerreichbar. Heute leben die Menschen hier natürlich fast ausschließlich vom Tourismus. Entsprechend bunt und sauber sieht alles aus und das Authentische lässt sich nur noch erahnen, aber eins ist sicher, ohne Tourismus gäbe es mit Sicherheit gar keine schwimmenden Inseln mehr.
Nachmittags stand dann der Besuch auf einen alten Bauernhof, wie es noch sehr viele hier oben auf dem Altiplano gibt, auf dem Programm. Wir starteten unsere Wohnmobile und fuhren die wenigen Kilometer zu dem Hof. Während wir auf den Rest unserer Gruppe warteten, hielten plötzlich zwei Kleinbusse und eine indianische Folkloregruppe, die zu den Feierlichkeiten nach Puno unterwegs war, legte auf einer nahen Wiese eine Sondervorstellung für uns ein. Nach etwa einer Viertelstunde setzten sie ihre Fahrt fort und wir konnten uns der Besichtigung des Bauernhofs widmen.



Die Bauernhöfe sind kleine, aus Lavagestein gebaute Häuser und Ställe, die mit einer etwa 1,5 m hohen Mauer eingefriedet sind. Die Häuser selbst bestehen aus nur einem Raum von vielleicht 15 qm, in dem sich das gesamte Leben abspielte. Die Feuerstellen befinden sich jedoch außerhalb. Man ist überrascht, wie fruchtbar diese Hochebene hier am Titicaca-See ist. Die Menschen leben überwiegend von der Tierzucht (Schafe, Ziegen, Rinder und Lama). Für den Eigenbedarf werden noch Gemüse und Kartoffeln in Gärten angebaut. Die Höfe sind richtig nett anzuschauen aber hier zu leben ist doch nur sehr schwer vorstellbar. Es ging dann weiter zum nahegelegenen Sillustani, wo wir die bis zu 12 m hohen steinernen Grabtürme (Chullpas) der Colla besuchten. Die Colla wurden im 15. Jahrhundert von den Inka unterworfen. Die unter Inkaeinfluss entstandenen Türme sind größer und kunstvoller gestaltet.
Am Mittwochmorgen hatte ich das Gefühl, dass mir eine Dampfwalze über die Brust gefahren sei. Das Atmen fiel mir richtig schwer. Puno liegt immerhin auch noch über 3800 m hoch und offensichtlich machte mir nun auch die dünne Luft etwas zu schaffen.



Die eigentliche Tagesetappe sollte uns nach Patahuasi, einem kleinen abgelegenen Dorf in den Anden führen. Außer einer schönen Bergkulisse und einem staubigen Platz hatte der Ort allerdings nicht viel zu bieten, dafür lag er aber noch mal 200 m höher (auf über 4000 m), was ich nicht wirklich noch einmal haben musste. Nachdem sich Richard, Gerti und Schweizer Christian zur Weiterfahrt entschlossen hatten, haben wir kurz entschlossen das Gleiche gemacht und sind die für den nächsten Tag geplante Etappe noch gefahren. Insgesamt kamen so zwar 470 km an einem Tag zusammen, aber es hat sich gelohnt. In Camana standen wir unmittelbar an einem sehr gepflegten Sandstrand und genossen einen tropisch warmen Sommerabend.
Eigentlich hatte ich mir ja daraufhin für Donnerstag vorgenommen, mein Tagebuch in Ruhe weiterzuschreiben, aber ich hatte einfach keine Lust. Erst schliefen wir lange und dann verbummelte ich den Morgen bei einem Frühschoppen mit Richard und Christian an der Strandbar. Kurz nach Mittag trafen dann die ersten der restlichen Truppe ein. Wir plauderten, gingen am Strand spazieren und ehe wir uns umsahen, war auch dieser Tag vorbei. Das Nichtstun war richtig schön.
Freitag war wieder ein strammer Reisetag. Es ging über 400 km nach Nazca. Erich von Däniken trug zweifelsfrei mit seinen phantasievollen Deutungsversuchen zum Bekanntwerden der Nazca-Linien bei. Ansonsten gehört das wissenschaftliche Verdienst dem New Yorker Forscher Dr. Paul Kosok und der deutschen Geologin Dr. Maria Reiche. Gemeinsam begannen sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Linien und Figuren systematisch zu erfassen und katalogisieren. Gemeinsam veröffentlichten sie 1950 das Buch ‚Anclient Drawings of the Dessert of Peru'.

Die Linien, Flächen und Figuren erreichten teilweise eine Größe von mehreren Hundertmetern und sind daher am bestem aus der Luft zu betrachten. Dieses Erlebnis haben wir uns für den Samstagmorgen vorbehalten. Um 9 Uhr ging es zum nahegelegenen Flughafen, wo wir in Gruppen zu 5 oder 6 Teilnehmern in kleine Cessnaflugzeuge stiegen um in einem etwa halbstündigen Flug dieses UNESCO-Weltkulturerbe zu bewundern. Na ja, die schönsten Bilder (den Astronauten, den Affen, den Kolibri, die Spinne und die Spirale), die der Pilot ansteuerte konnte ich ja noch wirklich bewundern. Danach begannen allerdings mein Gleichgewichtsorgan zu streiken und mein Magen zu rebellieren. Nur mit Mühe konnte ich die Katastrophe verhindern, aber es war nicht weit davon entfernt. Trotzdem muss ich gestehen, es war ein eindrucksvolles Erlebnis. Ich hätte nur besser auf Inge gehört und auch eine Reisetablette genommen.
Der Sonntag war dann wieder eher unspektakulär. Es ging auf der Panamericana weiter nordwärts nach El Carmen. Unterwegs legten wir eine Pause an einer kleinen Oase in der Nähe von Ica ein. Die Oase wird durch einen kleinen See, der ringsum von den höchsten Sanddünen Südamerikas umgeben wird, gebildet und stellt das Erholungsgebiet der nahen Großstadt Ica dar. Bevor es weiter nach El Carmen ging, kauften wir noch einen Supermarkt halb leer. Selbst in diesem erzkatholischen Peru kümmert sich niemand um das Sonntagsgebot. Man kann jeden Tag und dann zu fast jeder Tageszeit überall alles kaufen. Die Preise sind immer noch sehr, sehr moderat, gegenüber Argentinien oder Bolivien jedoch deutlich höher. Für das Kilogramm Rinderfilet mussten wir immerhin schon ca. 10 € zahlen.

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