Es ist nun schon wieder eine Woche vergangen und es fällt mir fast schon schwer, die unterschiedlichen Eindrücke zu beschreiben. Zu vielfältig und bunt sind die Erlebnisse. Was wir in der vergangenen Woche sehen und erleben durften, reicht im Regelfall für einen ganzen Urlaub aus.
Am Montag starteten wir kurz nach 8 Uhr zu unserer letzten Etappe in Argentinien. Die Reise ging fast direkt nach Norden in das Dorf Tilcara. Um Zeit für andere Dinge zu gewinnen, fuhren wir nicht über die Dörfer, sondern wählten den direkten Weg der teilweise über die Autobahn führte. Zunächst ging es von Salta (1200 m) 60 km immer langsam bergab bis zu der kleinen Ortschaft Guemes, bevor dann die Straße kontinuierlich anstieg und wir in Tilcara immerhin wieder eine Höhe von 2500 m erreichten. Es war die erste Nacht, die wir in einer solchen Höhe verbracht haben. Damit die gefürchtete Höhenkrankheit bei uns keine Chance hat, war es wichtig, sich langsam an den geringeren Luftdruck zu gewöhnen; denn es sollte ja noch wesentlich höher hinaus gehen. Bevor wir mit einem gemeinsamen Abendessen Abschied von Argentinien feierten, statteten wir der Pucurá de Tilcará einen Besuch ab.
Die Ruinen der rekonstruierten Festungsanlage der friedlichen Omaguaca-Indianer liegen auf einem Hügel unweit der Ortschaft, von dem aus die drei hier zusammenkommenden Täler gut überwacht und verteidigt werden konnten. Zu sehen sind Originalfundamente und rekonstruierte Wohnanlagen, sowie die Ausgrabungen von Gräbern. Die dort gefundenen Grabbeigaben hätten im Museum des Dorfes besichtigt werden können.
Der Dienstag brachte uns dann einen wirklichen Höhepunkt unserer Reise. Wir verließen den Ort bereist kurz nach 6 Uhr auf der gleichen Straße auf der wir gekommen waren und bogen nach ca. 22 km rechts ab in ein Tal, dass uns nach Chile führen sollte. In einer kurvenreichen und mit vielen Serpentinen bestückten Fahrt ging es innerhalb von nur 25 km honauf auf den Altiplano auf eine Höhe von über 4200 m.
Die Strßse war ausgezeichnet, so dass sich die Strapazen für Fahrer, Beifahrer und Fahrzeug in Grenzen hielten. Auf der Passhöhe angekommen, konnten alle jedoch nicht ihre Probleme mit dieser Höhe verleugnen. Das Auto stieß bei jedem Schaltvorgang kräftige Russwolken aus und der Leistungsabfall war unübersehbar. Inge und ich keuchten ganz kräftig bei unserem ersten kurzen Spaziergang in dieser Höhe. Zunächst ging es dann relativ schnell wieder bergab bis auf ca. 3400 m, wo wir den Altoplano erreichten, einer riesigen Hochebene, die wir überqueren mussten. Die Ebene ist trocken und die Vegetation ist sehr spärlich. Sie ist jedoch keineswegs unbewohnt und es wundert, dass hier oben noch so viele Menschen und Tiere leben können. Die Bauern leben hier von Ziegen, Vikunjas und Lamas, die ihnen die Basis für alles Lebenswichtige liefern. Auf den meisten Häusern recken sich Sonnenkollektoren der Sonne entgegen, so dass die Leute selbst hier bei Weitem nicht mehr so von der Welt abgeschieden leben müssen, wie man es erwartet. Auf unserer Fahrt nach Westen mussten wir immer wieder kurze Steigungen und Abfahrten bewältigen. Insgesamt führte uns die Straße über die nächsten 250 km jedoch leicht bergan und erreichte wieder eine Höhe von über 4200 m. Bei einem Tageskilometerstand von 275 km ereichten wir die argentinische Grenze und verließen endgültig dieses faszinierende und schöne südamerikanische Land. Nach einem heftigen kurzen Anstieg zeigte mein Navigationsgerät dann eine Rekordhöhe von 4841 Meter über dem Meeresspiegel an. Damit war zwar noch nicht für uns, aber für unser Wohnmobil der absolute Höhepunkt unserer Reise erreicht. Ich muss sagen, es hat diese Herausforderung mit Bravur bestanden. Wir bewegten uns jetzt noch weitere 50 km zwischen 4600 m und 4800 m, bevor es dann in einer steilen Talfahrt nach San Pedro de Atacama mehr als 2300 m bergab ging. Erst hier, über 170 km nach dem Verlassen Argentiniens mussten die Einreiseformalitäten Chiles erfüllt werden. Es ging wie gewohnt zügig und problemlos. Kurz nach 16 Uhr erreichten wir den Treffpunkt im Zentrum von San Pedro. Die nächsten Stunden waren etwas chaotisch; denn es war nicht ganz klar, wo und wie wir für die nächsten Tage unser Wohnmobil abstellen konnten. Erst nach 21 Uhr hatten wir dann unseren endgültigen Platz auf dem örtlichen Campingplatz eingenommen. Todmüde fielen wir nach einem ereignisreichen Tag ins Bett.
Am nächsten Morgen ging es früh los. Bereits zum Sonnenaufgang wollten wir am Geysirfeld El Tatio sein. Mit Kleinbussen ging es über eine Schotterpiste Richtung bolivianischer Grenze auf über 4000 m Höhe. Hier oben herrschten zu dieser frühen Morgenstunde Temperaturen von weniger als Nullgrad Celsius. Die warmen Jacken, die wir eigentlich schon weggehängt hatten, kamen jetzt wieder zum Einsatz. In der Morgendämmerung wirkten die Geysire mit ihren Dunstfahnen gespenstisch. Mit den ersten Sonnenstrahlen um kurz vor 8 Uhr wurden die Temperaturen angenehmer und die Jacken hatten zumindest für diesen Tag ihren Zweck erfüllt. Einige unserer Gruppe nutzten die Gelegenheit, um in den warmen Quellen ein Morgenbad zu nehmen.
Auf der Rückfahrt nach San Pedro legten wir noch einen Stopp in einem Indiodorf ein, dass aber nur wenig authentisch wirkte und scheinbar nur vom Tourismus lebt. Den Namen des Dorfes habe ich vergessen, was auch nicht besonders schade ist, aber es gab gute Lamaspießchen. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die Geysirfelder und auch das Indiodorf recht nett waren, und ihre Lage in dieser Höhe sicher einmalig sind, jedoch einem Vergleich mit den Geysiren in Island oder auf der Südinsel von Neuseeland nicht standhalten können. Den Rest des Tages haben wir dann unserer Erholung gewidmet.
Die nächsten drei Tage verbrachten wir mit einem Ausflug in das Hochland von Bolivien. Die bevorstehenden Strapazen konnten und wollten wir unserem Wohnmobil nicht zumuten. Also ging die Fahrt erst mit dem Bus auf den Altoplano bis kurz hinter die bolivianische Grenze, wo wir auf sechs Toyota 4WD's umstiegen. Wir teilten unser Auto mit Hella und Bernd. Die staubige Fahrt ging auf über 4000 m Höhe durch eine bizarre Gebirgslandschaft, die in allen Farben leuchtete. Das Auge konnte sich kaum an dem Farbenspiel satt sehen. Nachmittags zogen Wolken auf, was für diese Jahreszeit nicht ganz ungewöhnlich ist; denn es ist der Anfang der Regenzeit in Bolivien. Zunächst faszinierte uns das Schauspiel der Natur, bei dem die Regentropfen vor dem Erreichen der Erde bereits wieder verdampften und wir sage und schreibe unter dem Regen durchfuhren. Doch dann wurde der Regen heftiger und wir ereichten unser Tagesziel Uyuni gegen 20 Uhr bei kräftigem Gewitter. Hier erlebten wir zu ersten Mal eine, nach meinen Vorstellungen, lateinamerikanische Stadt. .
Auf der Hauptstraße herrschte noch ein reges Marktreiben, dass aber leider durch den Regen gestört wurde. Die meisten Frauen tragen hier alle schon den von vielen Bildern her bekannten Hut und bunte Trachten. Sie lassen sich jedoch nur sehr ungern fotografieren, sei es aus Aberglaube, sei es aus Geschäftsinn; denn mit einigen Bolivianos ist sehr häufig die Meinung zu beeinflussen.
Das Highlight des Folgetages war der Salar de Uyuni, die größte Salzpfanne der Erde. Bevor wir auf den Salzsee hinausfuhren, machten wir einen kurzen Stopp in einen Dorf, dass ursprünglich von der Salzgewinnung lebte und in dem auch noch nach althergebrachter Art das Salz gewonnen und in der näheren Umgebung vermarktet wird. Heute ist es jedoch so, das die Menschen nicht mehr alleine davon leben können und der Tourismus eine immer größere Rolle spielt.
Anschließend fuhren wir auf den See hinaus und konnten beobachten wie hier das Salz aus dem See zum Abtropfen zu kleinen Hügel aufgeschüttet, wurde um anschließend mit LKW's ist Dorf verfrachtet zu werden, wo die Weiterverarbeitung (trocknen, mahlen, verpacken) durchgeführt wird. Weiter ging es auf dem See zu einem Salzhotel. Seine Mauern und auch Teile seiner Ausstattung sind vollständig aus Salz erbaut und der Tourist kann sich hier dem Gefühl hingeben, an einem einmaligen Ort gewohnt zu haben. Wir setzten nun allerdings in flotter Fahrt unsere Reise über den See fort, der immerhin über 12000 qkm groß ist. Bei dieser Fahrt konnten wir selbst Bilder machen, wie man sie sonst nur aus Fernsehreportagen, Werbefilmen oder Bildbänden kennt. Die Autos rasten mit fast 100 km/h über den weißen, wie von Eis bedeckten See und zogen einen dampfenden Wasserschweif hinter sich her. Dabei spiegelten sich die den See begrenzenden Berge und die Wolken in dem das Salz bedeckende Wasser.
Der nächste Halt galt einer mitten im See gelegenen Insel, die mit ihren mit Korallenablagerungen bedeckten Felsen und ihrem fantastischen Kakteenbewuchs beeindruckte. Von den Hügeln der Insel genossen wir einen beeindruckenden Rundblick über den Salzsee bis hin zu den 40 bis 50 km entfernten Bergen. Noch einmal setzten wir unsere schnelle Fahrt über den See fort. Nach etwa 50 km erreichten wir dass Ufer und es ging wieder über steinige und staubige Straßen bis zu unserem Tagesziel Villamar. Das Hotel, oder besser die Herberge, in dem wir die anstehende Nacht verbringen sollten, war recht gewöhnungsbedürftig. Es gab nur 4 oder 6 Bettzimmer, die sehr, sehr einfach eingerichtet waren. Die Toiletten waren nur über den Hof erreichbar und waren wirklich grenzwertig. Es gab fließendes Wasser, aber nicht aus dem Wasserhahn, sondern auf dem Boden. Außer der dringenden Notdurft wollte ich nichts dort verrichten. Am nächsten Morgen stellte ich mich mit einer Flasche Mineralwasser mitten in den Hof und machte meine Morgentoilette.
Die Nacht haben wir gemeinsam mit Siegrid und Rolf in einem Zimmer verbracht. Ob ich mit Schnarchen gestört habe, weis ich nicht. Mich hat auf jeden Fall niemand gestört. Nach dem Frühstück ging es zur letzten Etappe auf unserem Bolivienausflug. Auf dem Plan für den Tag standen Besuche an Lagunas mit vielen Hundert Flamingos, herrlichen Oasen und vor allem, dem absoluten Höhepunkt unserer Panamericanatour.
Kurz bevor wir wieder den Ausgangspunkt an der bolivianischen Grenze erreichten, erklomm unser Auto eine Höhe von 4906 m über dem Meeresspiegel. Es war wenig spektakulär und man nimmt die Höhe kaum noch war, nur mein GPS verriet mir, dass wir den Zenit unserer Reise erreicht hatten. Nachdem die Ausreiseformalitäten erledigt waren, ging es in einer etwa einstündigen Talfahrt wieder zurück nach San Pedro de Atacama.
Am Sonntag ging es in einer langen Fahrt quer durch die Atacamawüste, die trockenste Wüste der Erde, bis zur Pazifikküste und dann weiter Richtung Norden nach Iquique. Unterwegs legten wir noch in Calama einen Stopp ein, um unserer Vorräte wieder aufzufüllen. In Tocopilla, dem Ort an dem wir den Pazifik erreichten, konnte ich noch Helmut helfen, seinen Schrank mit der Spülmaschine, den es bei der holprigen Fahrt der letzten Monate aus der Verankerung gerissen hatte, wieder halbwegs vernünftig zu befestigen. Nach fast 500 km und fast 12 Stunden Fahrt erreichten wir um 20 Uhr unser Ziel, einem Parkplatz unmittelbar am Pazifik, tranken noch ein Bier und legten uns zufrieden schlafen.