Zur Metropole im Nordwesten in Argentinien
17.01.2010 Salta

Was wäre Mendoza ohne einen Besuch in einer Botega? Also hieß es am Montagmorgen gegen 9 Uhr für alle Mann ab in die Busse und dann ging es in einer etwa einstündigen Fahrt etwas außerhalb der Stadt zum Weingut Ruca Malen. Dort bekamen wir zunächst einige Erklärungen zu den klimatischen Bedingungen in der Region Mendoza und den Techniken der Weinherstellung. Mendoza ist eigentlich eine Oase in einer Wüstengegend mit im Sommer sehr heißen Tagen und kühlen Nächten. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht beträgt 20 und mehr Grad Celsius, was der Qualität des Weines sehr zuträglich ist. Die Regstöcke werden systematisch bewässert. Durch das trockne Klima sind Pilserkrankungen sehr selten, so dass man auch mit relativ wenig Chemie auskommt. Die Bedingungen sind fast wie im Labor, da braucht es nicht zu wundern, dass die Qualität der Weine sich von Jahr zu Jahr kaum unterscheiden. Wenn man dies bedenkt, wächst automatisch der Respekt vor der Kunst unserer Leutesdorfer Winzer, die unter den im Gegensatz zu hier, widrigen Bedingungen immer wieder einen köstlichen Tropfen kreieren. Hier in dem Gebiet Mendoza werden überwiegend rote Weine der Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Malbec angebaut (ca. 80%).

Die restlichen Rebflächen liefern Chadonaytrauben, die sehr häufig zu Sekt verarbeitet werden. Nach einem Rundgang durch die Produktionsanlagen konnten wir einige Weine verkosten. Die Rotweine werden ausschließlich in Barique ausgebaut, was nicht unbedingt dem Geschmack von Inge und mir entgegen kommt. Wir haben daher auf den Kauf von größeren Mengen Wein verzichtet und uns auf eine Flasche Malbec 2007, die immerhin rund 18 € kostete, beschränkt.
Der Dienstag führte uns über rund 460 km nordwärts zum Parque Provincial Ischigalasto Valle de la Luna. Unterwegs machten wir einen Stopp im Wallfahrtsort Difunta Correa. Zu diesem Ort gibt es dann auch wieder eine nette Geschichte: Difunta Correa (die verstorbene Correa, eigentlich María Antonia Deolinda y Correa) war eine Frau, die 1841 auf der Suche nach ihrem Mann angeblich in der Wüste Argentiniens verdurstet ist. Das Kind jedoch war dank der Muttermilch nicht gestorben. Es lag säugend an der Brust der toten Mutter. An der Stelle wo Tage später die tote Mutter mit ihrem Kind gefunden wurde, entstand ein skurriler Wallfahrtsort für die Fernfahrer. Sie hinterlassen Nummerschilder, Bilder ihrer Trucks, Modelhäuser oder auch mit Wasser gefüllte Flaschen, damit Niemand bei der Fahrt durch die Wüste das gleiche Schicksal erleiden muss, wie Difunta Correa. Auch wir sind der lokalen Sitte gefolgt und haben ein Bild von unserem Wohnmobil in einer der vielen Kapellen hinterlassen, denn wenn wir keine Fernfahrer sind, wer dann?

Am nächsten Tag besuchten wir dann gleich zwei Provinzialparks. Zunächst ging es in einem 40 km langen Trip in den Parque Provincial Ischigalasto Valle de la Luna.

Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine Landschaft, wie man sich die Beschaffenheit des Mondes vorstellt. Interessante, durch Verwitterung entstandene Gebilde wechseln mit hügeligen, ganz in grauen Farbtönen schimmernden Arealen. Dann begleiteten wieder terrakottafarbene Felsformationen unseren Weg. An anderen Stellen konnte man gut die unterschiedlichen Sedimentschichten studieren, die durch Ablagerungen über Jahrmillionen entstanden sind und durch die Plattentektonik an die Erdoberfläche gepresst wurden. Nach einer kurzen Mittagpause ging es dann um 14.30 Uhr mit Bussen in den Parque National Talampaya. Auf unserer Rundfahrt machten wir an mehreren Stellen Halt, um prähistorische Felszeichnungen, die Wüstenvegetation oder aber einfach die bis zu 150 m hohen Felswände zu bewundern. Für unseren Wüstenbesuch hatten wir uns einen ausgesprochen kühlen Tag ausgesucht, was man auch daran gut erkennen konnte, dass das Personal der Parkverwaltung dicke Jacken, lange Hosen und feste Schuhe trug. Die Außentemperaturen waren so um die 38 °C.

Der Donnerstag war wieder ein reiner Reisetag über fast 500 km und ich überlegte mir schon während der Fahrt, dass ich an dieser Stelle nur berichten muss, dass wir die ersten 10000 km unserer Panamericanatour zurückgelegt haben. Aber wie immer im Leben, erstens kommt es anders als man denkt und zweitens ....
Die Fahrt verlief planmäßig und wir erreichten etwa gegen 16 Uhr unseren Zielhafen in San Fernando Del Valle de Catamarca. Dort angekommen, erwartete uns die erste Überraschung. Der von unserer Reiseleitung fest gebuchte Campingplatz war geschlossen. Ende Dezember gab es ein Unwetter und die Schäden waren noch nicht vollständig beseitigt, so dass von Seiten der Kommunalverwaltung der Platz noch nicht wieder zur Nutzung freigegeben wurde. Wir beratschlagten uns und kamen zum Entschluss, dass für die bevorstehende Nacht sich jeder einen Übernachtungsplatz in Richtung der nächsten Tagesetappe suchen solle und wir uns erst am Freitagabend dann wieder alle zusammenfinden sollten. Wir drehten um und nach etwa 2 km sahen wir unsere Mohren, die uns seit Santiago auf Grund einer Panne abhanden gekommen waren.

Die Wiedersehensfreude war natürlich riesengroß und Christel und Peter würden auch mit Sicherheit eine Menge zu erzählen haben. An ein Weiterfahren war also nicht zu denken. Wir fanden mit 9 Fahrzeugen einen Stellplatz im Stadtpark. Das es dazu kam, verdankten wir Caesar und Gloria, einem argentinischen Ehepaar, das Christel am Vormittag beim Versuch einen Geldautomaten zu leeren, kennengelernt hatte. Christel hatte wohl kleine Probleme mit ihrer Karte und Caesar bot ihr Hilfe an. Man kam ins Gespräch und schon wurden Christel und Peter zum Mittagessen ins Haus der Familie eingeladen. Die einfache Begründung für die Einladung war, dass Caesar vor 3 Jahrzehnten mit einem Freund eine sechsmonatige Europareise unternommen hatte, dabei nette Leute und viel Hilfsbereitschaft gefunden hatte und nun die Gelegenheit gekommen sah, etwas zurückzugeben. Caesar war es auch, der mit der Polizei verhandelte und uns so die Übernachtung im Stadtpark ermöglichte. Argentinier essen abends sehr spät und so war es schon ein Kompromiss, als wir uns für 21 Uhr zum Essen verabredeten. Christel und Peter hatten Caesar und Gloria mit ihren Söhnen eingeladen und weitere 12 Personen unserer Gruppe begleiteten sie. Es wurde ein wunderschöner Abend und es war das erste Mal, dass wir mit einer einheimischen Familie so unmittelbaren Kontakt hatten.

Die Route von Freitag führte uns über teils sehr enge und kurvenreiche Straßen nach Amaichá del Valle. Die Fahrt war sehr abwechslungsreich. Sie führte durch einen tropischen Regenwald mit seinem satten Grün. Nach ca. 180 km wurde die Strßse immer enger und sie begann sich in vielen Serpentinen von unter 400 m auf eine Höhe von zunächst ca. 2000 m empor zu winden. Oben angekommen entdeckten wir einen Teil unserer Truppe, wie sie an einem schönen Bergsee ihre Mittagpause verbrachten. Wir gesellten uns dazu und genossen die herrliche Gebirgslandschaft, die nun wieder ganz anders aussah. Sie erinnerte uns sehr stark an den Hochschwarzwald oder das Allgäu.

Nach gut zwei Stunden Rast setzten wir uns Fahrt Richtung Etappenziel fort. Die Straße stieg weiterhin an und wir erreichten den Pass bei 3044 m um anschließend in ein breites Tal auf etwa 2000 m Höhe wieder bergab zu fahren. Wir erreichten gegen 17 Uhr den kleinen Ort Amaicha del Valle, wo wir den Campingplatz aufsuchen wollten. Leider war dieser trotz vorheriger Anmeldung fast voll belegt und nicht alle Fahrzeuge fanden dort einen Stellplatz. Unbürokratisch fanden wir dann vor dem Pachamama Museum einen Platz.
Am Samstagmorgen hatten wir eine Führung durch dieses Museum, das der Künstler Hector Cruz als Privatmuseum gegründet hat und in dem er teils mit Fundstücken, teils mit eigenen Werken die Kultur der Ureinwohner dem Besucher näher bringen möchte.

Unser Tagesziel hieß Salta, die Metropole im Nordwesten Argentiniens. Zunächst steuerten wir jedoch die Ruinen von Quilmes an. Den kriegerischen Stamm der Kilmes hatten die Spanier erst 1667 am Ende des 35-jährigen Calchaqui-Krieges besiegt. Die Überlebenden trieben sie in einem Gewaltmarsch an den Rio de la Plata, wo sie die Ortschaft Quilmes, heute ein Stadtteil von Buenos Aires, gründeten. Dort beschlossen sie das eigene Aussterben. Neben den Ruinen, dem Stadtteilnamen und dem Namen einer bekannten Biermarke blieb nichts von diesem Volk erhalten.

Nach dem kurzen geschichtlichen Exkurs ging es weiter Richtung Norden. Wir fuhren durch die Quebrada del Rio de las Conchas, eine formen- und farbenreichen Sandsteinschlucht. Die Felsformationen tragen Namen wie Kastell, Obelisk, Amphitheater und zwangen uns zu vielen Fotostopps.

Bevor wir Salta erreichten machten wir noch an einer Ziegenkäserei halt und deckten uns für den Abend mit leckerem Käse ein; denn pünktlich um 20 Uhr Ortszeit (0 Uhr MEZ) begannen wir Inges Geburtstag zu feiern. Später am Abend besuchten wir noch die Stadt und kehrten in ein Folklore-Lokal ein. Die Darbietungen waren recht nett, aber die Musik war um ein Vielfaches zu laut. Wir kehrten schnell wieder zu unseren Wohnmobilen zurück und ließen den Tag dort ausklingen.
Der Sonntag diente der Pflege von Körper und Geist. Wir frühstückten erst nach 10 Uhr und ließen den Tag in aller Ruhe verstreichen.