In der Chilenischen Schweiz

10.01.2010 Mendoza
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Die Gegend, in der wir uns in dieser Woche aufhielten, wird geprägt von sanften Hügel, tiefblauen Seen und schneebedeckten Vulkanen. Die Chilenen nennen sie die chilenische Schweiz und es wird sehr schnell verständlich, warum sehr viele Mitteleuropäer hier eine neue Heimat fanden. Das Klima ist nicht mehr so extrem, es gibt Wälder und Bäche, so dass man sich sehr schnell zu Hause fühlen kann.
Daher ist es auch kein Wunder, dass die Woche mal wieder wie im Fluge verging. Am Montag hatten wir nur eine sehr kurze Distanz zu überbrücken. Es ging über knapp 50 km vom Lago Calafgen zum Lago Villarrica. Unterwegs füllten wir unsere Lagerbestände in der gleichnamigen Stadt auf und fuhren dann noch ca. 15 km am Seeufer entlang zum Campingplatz Eco. Hier standen wir wieder unter hohen Bäumen auf einem sehr gepflegten Platz nur wenige Meter vom Seeufer entfernt. Abends konnten wir zum ersten Mal auf unserer Reise den Grill zum Einsatz bringen. Anschließend saßen wir mit guten Freunden noch vor unserem Auto, erzählten Geschichten und tranken den guten chilenischen Rotwein.
An den beiden folgenden Tagen legten wir noch einmal eine Fahrpause ein. Den Dienstag nutzten wir um die Stauräume in unserem Wohnmobil von den Spuren der Pisten zu befreien. Außerdem ist nun endgültig Sommer angesagt und die warmen Kleidungsstücke wurden in die hintersten Ecken verbannt. Am Nachmittag statteten wir dem Städtchen Pucon einen Besuch ab. Pucon zählt ca. 14000 Einwohner und lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Es ist eine hübsche Stadt, die vom Villarrica See und vom Villarrica Vulkan dominiert wird. Für den Abend hatten uns Hiltrud und Helmut gemeinsam mit unseren Österreichern in ein nettes Lokal zum Fondueessen eingeladen. Nach dem die Bedienung begriffen hatte, dass wir nach dem Aperitife auch noch etwas anderes essen und trinken wollten, lief es recht gut. Das Fleisch und die Soßen waren hervorragend.



Als krönenden Abschluss gönnten wir uns dann noch ein Schokoladenfondue. Richtig zufrieden kehrten wir zu unserem Wohnmobil zurück.
Am Mittwoch wanderte Inge mit einem großen Teil der Gruppe im Parque National Huerquehue. Ein Bus brachte die Gruppe in den Nationalpark. Dort ging es auf dem Sendero Los Lagos durch Coique- und Manio-Dickichte zu den Seen und dann am Wasserfall Nido de Aguilas vorbei wieder zurück zum Bus. Es mussten immerhin mehr als 500 Höhenmeter überwunden werden. Ich nutzte die Zeit, um die Videoaufnahmen zu sichten und zu ordnen. Nachmittags fuhren Christel, Hiltrud, Helmut und ich noch einmal mit dem Bus nach Pucon. Der Villarrica war wolkenfrei und zeigte sich von seiner Honigseite. Endlich konnten wir auch unsere Postkartenfotos machen.



Auf der Fahrt weiter nach Norden begleiteten uns rechts die Anden mit ihren schneebedeckten Gipfeln und links die Küstenkordillieren. Wir machten am Salto del Laja Station.



Hier fällt ein kleiner Fluss auf einer Breite von schätzungsweise 80 m in einem Halbrund ca. 20 m in die Tiefe. Am Freitag ging es dann auf der Ruta 5 weiter Richtung Santiago de Chile. In der Mittagszeit legten wir einige Kilometer südlich von Curico auf dem Weingut Miguel Torres eine Pause ein, die wir zu einem Viergangmenü mit köstlichen Weinen und einer anschließenden Kellerbesichtigung nutzten.



Der Ausdruck Keller hat hier allerdings nur eine sehr bedingte Aussagekraft. Es handelte sich um eine fast industrielle Anlage zur Herstellung von Weinen und Sekt. Die Familie Torres besitzt weltweit Weingüter vor allem in Spanien, Kalifornien und Chile. Alleine das Weingut bei Curico umfasst eine Rebfläche von ca. 600 ha. An die Kellertour schloss sich nochmals eine Weinverköstigung an, die wir, da wir ja noch weiterfahren mussten, nicht mehr nutzen konnten. Bereits beim Mittagessen musste mir Inge einen Großteil der Arbeit beim Leeren der Wein und Sektgläser abnehmen. Anschließend ging es dann direkt auf einen Parkplatz im Norden der chilenischen Hauptstadt, wo wir für die beiden nächsten Nächte unser Lager aufschlugen.
Der Samstag war der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile gewidmet. Um 9 Uhr brach unsere gesamte Gruppe auf. Zunächst ging es zur nächsten Metrostation und dann direkt ins Zentrum, wo wir um 10 Uhr die Wachablösung an der La Moneda, dem ehemaligen Sitz des chilenischen Präsidenten erlebten. Wir können uns noch gut an die Nachrichten von 1975 erinnern, als die La Moneda während des Militärputsches von 1975 bombardiert wurde, in der der damalige Präsident Salvador Allende zu Tode kam. Die Wachablösung war ein fast schon monarchistisches Spektakel, was meiner Meinung nach zwar für den Tourismus gut, für eine ansonsten doch recht gefestigte Demokratie wie Chile total überflüssig ist. Viel aussagekräftiger und landestypischer war dann der Besuch in den großen Markthallen, wo hauptsächlich Fisch und Meeresfrüchte feilgeboten wurden. Wir haben in einem der angrenzenden Lokale unser Mittagessen eingenommen. Es gab natürlich Fisch. Das Essen war gut, aber auch nicht mehr. Weiter ging es zum Cerro San Christobal im Parque Metropolitano de Santiago, den wir mit der Standseilbahn erklommen. Oben angekommen hatten wir einen sehr schönen Ausblick auf die Sechsmillionenmetropole. Nach einem Gruppenfoto, dass von Uwe hoffentlich auf der Homepage unserer Panamericanatour veröffentlicht wird, machten wir uns quer durch den Park auf den Weg zu unseren Wohnmobilen. Wenn man den Reiseführern glauben darf, haben wir auf unserem kurzen Ausflug in Chiles Hauptstadt alle wesentlichen Punkte gesehen.

Sonntag war dann ein Tag mit einem echten Höhepunkt. Auf unserer Fahrt nach Mendoza, Argentiniens Weinhauptstadt, mussten wir die Anden überqueren. Bei Los Andes, etwa 90 km nördlich von Santiago, bogen wir rechts ab und sahen schon bald, den Aconcagua immer näherkommen. Dieser Berg ist mit seinen 6962 m der höchste Berg außerhalb des Himalajas und liegt bereits auf argentinischem Gebiet. Doch vorher mussten wir uns in einer Unzahl von Serpentinen auf eine Höhe von 3156 m schrauben. Die große Höhe macht nicht nur den Menschen zu schaffen, sondern auch die Motoren unserer Wohnmobile bringen deutlich weniger Leistung. Einige Teilnehmer mussten öfter Pausen einlegen, damit die Motoren sich etwas abkühlten, bevor sie den Aufstieg fortsetzeten. Hier machte sich bei uns die doch recht gute Motorisierung bemerkbar. Ohne Probleme schafften wir es bis auf die Passhöhe. Nach einer drei Kilometer langen Tunnelfahrt ging es dann zu einem kurzen Besuch in den Nationalpark, um den majestätischen Berg aus möglichst großer Nähe zu bewundern. Aus dem Park zurück, erreichten wir nach wenigen Kilometern die Grenzabfertigung. Wieder einmal mussten wir das ganze Prozedere über uns ergehen lassen.



Nach gut einer Stunde ging es weiter zur Puente del Inca. Diese natürliche Brücke hat sich durch Jahrtausende alte Ablagerungen aus Kieselsteinschichten der nahen 34 °C warmen Thermalquellen gebildet. Nicht nur die Inka nutzten sie, sondern auch in moderner Zeit führte die Straße nach Chile über dieses 47 m lange, stabile Viadukt. Heute ist sie als Weltkulturerbe der UNESCO geschützt. Von nun an ging die Fahrt immer bergab durch eine fantastische Felslandschaft, die in allen Farben schillerte. Nach knapp 12 Stunden und rund 400 km Strecke erreichten wir gegen 20 Uhr unseren Campingplatz in Mendoza.

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