Keine wirklich gute Woche
06.12.2009 Rio Gallegos

Am Montag ging es von Gaiman ein großes Stück weiter Richtung Süden nach Caleta Olivia. Es war eine Strecke von rund 490 km zu bewältigen. Die Straßen waren gut, aber die Strecke war auch furchtbar langweilig. Das Auge fand nichts, an dem es sich hätte erbauen können, dafür blies der Wind umso kräftiger. Wir brauchten für die Strecke inklusive kleinerer Pausen ca. 8,5 Stunden. Kaum waren wir in dem kleinen Küstenort angekommen, fing es auch noch an heftig zu regnen. Damit war der Tag auch schon so gut wie gelaufen.
Dienstagmorgen waren Inge und ich recht früh auf den Beinen und starteten für die vorgesehenen 375 km Tagesetappe bereits um 8.15 Uhr. Die ersten 125 km liefen auch ganz normal. Kurz nach einer Baustelle setzte ich an, um einen LKW zu überholen und dann machte sich das Malheur auch schon bemerkbar. Zuerst will man es gar nicht wahrhaben, aber es war wieder die Kupplung, die den Geist aufgab. Das Schlimme daran war, dass wir nun wirklich mitten in der Pampa standen und weit und breit keine Werkstatt und erst recht keine Fiat-Werkstatt erreichbar war.
Da wir diesmal praktisch die ersten waren, die am Morgen starteten, brauchten wir nicht lange zu warten und wir wurden von anderen Gruppenmitgliedern eingeholt. Gott sei gedankt, haben Peter und Helmut richtig große Fahrzeuge, die mich mit der Stange in Schlepp nehmen konnten. Nach kurzem Überlegen entschieden wir, dass wir nicht in irgendeiner kleinen Dorfwerkstatt den Schaden beheben wollten, sondern dass wir die nächste Fiat-Werkstatt, die aber immerhin ca. 570 km entfernt war, anfahren wollten. Gesagt, getan. Die ersten 220 km nahm uns Peter an den Haken, den Rest der Strecke wurde ich von Helmut geschleppt. Wir fuhren an diesem Tag von den 570 km noch ca. 440 km und übernachteten auf dem Parkplatz eines kleinen Hotels, wo wir auch zu Abend aßen.

Am nächsten Tag ging es dann nach Rio Gallegos in die Werkstatt, wo uns Janette für 9 Uhr schon einen Termin besorgt hatte. Rio Gallegos liegt in der Provinz Santa Cruz, nur etwa 100 km nördlich der Magellanstraße. Das Ausbauen des Getriebes und der Kupplung nahm doch erheblich Zeit in Anspruch. Erst gegen 18 Uhr war es geschafft, wobei man aber berücksichtigen muss, dass zwischen 12 und 15 Uhr Siesta ist. Der Werkstattmeister Hector versuchte noch am Mittwochabend ein Ersatzteil zu beschaffen, was auf Grund der Tatsache, dass die südamerikanischen und europäischen Ducato Modelle sich deutlich unterscheiden, leider nicht möglich war. Aber die Werkstätten hier sind sehr pragmatisch und der Meister gab die Kupplung zur Reparatur, die mich zumindest über die nächste Zeit retten wird. Parallel dazu haben wir über die Firma Bley in Koblenz und den ADAC, der die Frachtkosten nach Buenos Aires übernommen hat, neue Originalteile geordert, die irgendwann in der kommenden Woche hoffentlich eintreffen werden.
Janette wollte mir dann einen Termin in einer Fiat-Werkstatt auf unserer Route besorgen, um den Austausch der neuen Teile vornehmen zu lassen, denn ich wollte nicht mit der reparierten Kupplung in die Anden und dort bis auf annährend 5000 m Höhe fahren müssen.
Eigentlich sollte der Einbau der reparierten Teile direkt am Freitagmorgen starten, aber wir sind in Lateinamerika und da ticken die Uhren doch anders. Etwa 10 Minuten vor 12 Uhr, also der Mittagspause erschien ein Handwerker an unserem Auto, aber das war wohl nichts. Um 16.30 Uhr begannen dann die Handwerker tatsächlich mit dem Einbau der Kupplung und des Getriebes. Natürlich wurde unser Wohnmobil am Freitag nicht mehr fertig und wir mussten notgedrungen eine weitere Nacht auf dem Hof der Werkstatt verbringen.
Samstagmorgen um 9 Uhr ging die Reparatur dann weiter. Und tatsächlich, gegen 17 Uhr war unser Auto fahrbereit. Nach einer (zu)kurzen Testfahrt verabschiedeten wir uns von den Handwerkern und fuhren zum Tanken. Der Reifendruck wurde geprüft und dann sollte es ab in Richtung Ushuaia gehen. Aber denkste. Wir waren noch nicht wieder auf der Ruta 3 und schon war wieder der gleiche Fehler da. Es war zum Heulen und in dem Moment hätte ich am Liebsten die ganze Reise abgebrochen. Zurück in die Werkstatt war natürlich für das Wochenende nicht möglich. Wir fuhren also, wenn auch mit stinkender Kupplung, noch die etwa 2 km auf einen Parkplatz am Ufer des Rio Gallegos, der hier unmittelbar in den Atlantik mündet. Die beiden Nächte dort auf dem Parkplatz waren allerdings sehr laut und wir kamen kaum zum Schlafen. Dort standen wir dann bis Montagmorgen, um auf dem schnellsten Weg wieder in die Werkstatt zu fahren. Die benötigten Originalersatzteile waren inzwischen von Koblenz aus auf dem Weg nach München, von wo aus sie am Montag der folgenden Woche die Reise nach Buenos Aires antreten sollten.