Hoffentlich der letzte Bericht aus Buenos Aires

22.11.2009 Buenos Aires
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Wieder ist eine Woche vergangen und wir sitzen noch immer in Buenos Aires im Hotel. Es gibt allerdings ein Licht am Ende des Tunnels. Freitag ist die Grande Buenos Aires mit unseren Autos im Hafen angekommen, so dass wir echte Chancen haben unsere Wohnmobile am kommenden Montag aus dem Hafen holen zu können. Bis es aber so weit ist, müssen wir die Zeit noch totschlagen. Wir haben gefaulenzt, sind durch die Stadt gepilgert und haben immer wieder erstaunlich gut und preiswert gegessen. Die Tage werden aber lang und so ist es nicht erstaunlich, dass jede Unterbrechung der Langeweile auch schon fast ein Highlight darstellt. Eine solche Unterbrechung gab es am Mittwochvormittag, als wir im Hafen die Einfuhrformalitäten erledigen konnten. Wir waren gewarnt, dass der Amtsschimmel sehr langsam arbeitet und so waren wir umso mehr überrascht, dass die Abfertigung fast im Minutentakt erfolgte. Wenn alles gut geht, brauchen wir also am Montag nur noch die Autos zu inspizieren und die Versicherungsunterlagen dem Zoll vorzuzeigen. Wir sind gespannt!



Nach drei Wochen Aufenthalt entwickelt man auch einen etwas anderen Blick auf die Stadt. Kam mir zu Anfang die Stadt vor allen Dingen nur groß und laut vor, so entdeckt man auf den Spaziergängen immer mehr hübsche Ecken, die zum Verweilen einladen. Der Puerto Madero, der alte Hafen, mit seinen vielen Restaurants, Cafés und Bars wirkt tagsüber richtig beschaulich. Entweder man bummelt am alten Hafenbecken entlang, nimmt eine Erfrischung in einer der vielen Bars oder setzt sich einfach auf eine der vielen Bänke und lässt seine Gedanken schon einmal Richtung Süden in die Pampa wandern. Wenn einem dabei die Augen schwer werden und der Schlaf für Augenblicke die Kontrolle übernimmt ist das auch nicht schlecht. Auch muss ich inzwischen meine Meinung über die Bausubstanz revidieren. Zwischen all den Zweckbauten entdeckt man immer wieder großartige Baudenkmäler im Kolonialstil, die noch heute den Machtanspruch der damaligen Herren widerspiegeln. Ein einmaliges Kleinod ist das Teatro Grand Splendid in der Avenida Santa Fe, das im Jahre 2000 in die Buchhandlung El Ateneo umgewandelt wurde. Von Außen ist die Pracht dieses Hauses nicht einzusehen.



Tritt man jedoch ein und hat die ersten Regale mit den üblichen Sonderangeboten hinter sich gelassen, hält man den Atem an. Man steht unvermittelt im prächtigen Zuschauerraum des Theaters, der von einer riesigen Kuppel abgeschlossen ist. Dort wo normalerweise die Stuhlreihen aufgestellt sind, stehen die Buchregale und auf den Rängen und in den Logen kann man sich niederlassen und ungestört in Büchern stöbern. Auf der ehemaligen Bühne lädt ein Café zum Vergessen aller Hektik ein.
Beeindruckend ist auch der riesige Bau des Wasserwerks in der Avenida Cordoba, der ehemals vollständig mit Behältern gefüllt war und die Stadt mit frischem Wasser versorgte. Im Innern befinden sich heute die nüchternen Kundendienstschalter der Versorgungsbetriebe. Eine kleine Ausstellung im Eingangsbereich dokumentiert die Entstehungsgeschichte und den Werdegang des Gebäudes. Seine Wirkung erzielt das Gebäude von Außen nicht nur durch seine Größe und Formgebung, sondern vor allen Dingen durch seine prächtigen Kacheln, mit denen es verkleidet ist.



Der eigentliche Höhepunkt dieser Woche fand für mich allerdings bereits am Montag statt. Janette fuhr mit Peter, Silvia, Christian und mir zum Flughafen in San Fernando ganz in der Nähe des Tigre Deltas, um von dort einen Hubschrauberrundflug über Buenos Aires zu starten. Wir flogen in einer sehr kleinen Maschine, in der gerade drei Passagiere Platz fanden. Die französische Pilotin flog zunächst an der Küste des Rio de la Plata entlang Richtung City und dann über die Hafenbecken des Puerto Madero.



Wir genossen atemberaubende Blicke über die Stadt, überflogen prächtige Wohnanlagen, aber auch riesige Armenviertel. Im Gegensatz zu den Slums anderer Städte bestehen die Häuser der ärmeren Schichten hier allerdings noch aus einfachen Ziegelbauten, die zwar kein fertiges Dach, dafür aber jederzeit die Möglichkeit zum Aufstocken bieten. Auch einen ersten Eindruck von der Unendlichkeit der Pampa, die wir demnächst durchqueren werden, konnten wir auf dem Flug gewinnen. Der Horizont verschwand in weiter Ferne im Dunst der Großstadt, ohne dass eine Erhebung die Eintönigkeit der Landschaft störte.

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