Ein Start mit vielen Hindernissen

15.11.2009 Buenos Aires
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Eigentlich wollte ich Euch inzwischen längst von Pinguinen, Walen, Robben und sonstigem Getier von der Halbinsel Valdes, ca. 1500 km südlich von Buenos Aires, berichten und die endlose Weite der Pampa beschreiben. Aber wie es aussieht, müsst Ihr Euch noch ein Weilchen gedulden. Unser Wohnmobil findet einfach nicht den Weg zu uns.
Ursprünglich war der 31. Oktober 2009 als Ankunftstermin in Buenos Aires vorgesehen. Das in der christlichen Seefahrt die Uhren anders gehen, haben wir geahnt und uns schon auf einige Tage Verspätung eingestellt. Zunächst hieß es dann ja auch der 2. November sei der voraussichtliche Ankunftstag, dann der 4. November.
Am Tag vor unserer Abreise, am 27. Oktober 2009, kam dann die Botschaft, dass die "Repubblica Argentina" mit Motorschaden in Dakar (Senegal) festliegen würde und unsere Fahrzeuge auf das Schwesterschiff "Grande Buenos Aires" umgeladen würden, was dann auch am 29. oder 30. Oktober wohl geschah. Der neue Ankunftstermin lautete 15. November 2009. Schritt für Schritt wurde der Termin inzwischen allerdings schon wieder um weitere 4 Tage nach hinten verschoben, so dass im Moment der 19. November als Ankunftstag gilt. Aber wer weiß, was noch geschieht.
Durch den Hotelaufenthalt haben sich inzwischen natürlich auch erheblich Kosten angesammelt, auf denen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sitzen bleiben werden. Haben die Teilnehmer anfangs noch mehr oder weniger gelassen mit den Schultern gezuckt, so merkt man langsam doch wie eine gewisse Unruhe sich breit macht. Einigen Tourmitgliedern, die aus beruflichen Gründen das Ende der Tour im Auge behalten müssen, werden voraussichtlich das Ende der Tour in Tumbstone gar nicht miterleben können. Für uns bedeutet es, dass wir nicht wie geplant Mitte Mai, sondern erst Ende Mai, Anfang Juni wieder in der Heimat sein werden.

Das größte Ärgernis ist jedoch das Verhalten sowohl der Spedition Transcamion in München, als auch der Reederei Grimaldi, die es bis heute nicht für notwendig erachtet haben, uns von den Verspätungen und Umladungen zu unterrichten, geschweige denn eine Entschuldigung über die Lippen zu bekommen. Auch heute beim Besuch des Grimaldi Agenten in Buenos Aires kam nicht ein Wort des Bedauerns. Im Gegenteil, wir durften noch einen Wisch unterschreiben, der die Reederei von allen möglichen Haftungsgründen ausschließt. Hätten wir den nicht unterschrieben, kämen wir wohl nie an unser Wohnmobil. Das Verhalten grenzt schon fast an Erpressung.
Auch der Umgang mit den Tourteilnehmern, die zum Zeitpunkt des Motorschadens als Passagieren an Bord der "Repubblica Argentina" waren, erscheint mir höchst fragwürdig. Nach übereinstimmenden Aussagen der Passagiere wurden sie von der Schiffsleitung lange Zeit im Unklaren über den Fortgang der Reise gelassen, bis sie schließlich nach etwa einer Woche, die das Schiff vor der Küste Senegals dümpelte, mit Beibooten von Bord geholt und über Sao Paulo nach Buenos Aires geflogen wurden. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits das Wasser an Bord des Schiffes knapp und die Temperaturen müssen unerträglich geworden sein, da durch den Ausfall der Motoren auch nicht mehr genügend Strom für die Wasseraufbereitung und Klimaanlagen zur Verfügung stand. Auch hat sich wohl während der Liegezeit das Ungeziefer an Bord ziemlich breit gemacht.
So, jetzt habe ich genug gejammert. Es gibt natürlich auch noch eine ganze Menge schöne Dinge, über die ich natürlich hier viel lieber erzähle. Zuerst muss festgehalten werden, dass trotz aller Verzögerungen und damit verbunden Unbilden die Stimmung in der Gruppe noch immer recht gut ist. Das ist sicher auch ein Verdienst von Janette und Uwe (unserer Reiseleitung), die unermüdlich bemüht sind, uns ein abwechslungsreiches Programm zu bieten und so erst gar keine Langeweile aufkommen zu lassen.



So führte uns am Dienstag ein kurzer Trip ins Tigre Delta. Der Rio Paraná, einer der wasserreichsten Flüsse Südamerikas mündet hier in einem riesigen Flußdelta in den Rio de la Plata. Vom Hauptbahnhof aus nahmen wir die S-Bahn nach Maipú und von dort den "Tren de la Costa" nach Tigre Stadt. Hier bestiegen wir nach einem kurzen Besuch des Obstmarktes einen Katamaran, der uns bei schönen Wetter in einer zweistündigen Fahrt an wunderschönen Ferienhäusern, Campingplätzen und Parkanlagen, aber auch an wilden Schiffsfriedhöfen und sonstigen weniger schönen Abschnitten vorbei wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückbrachte.



Kulinarisch hat Buenos Aires wirklich eine ganze Menge zu bieten und das auch noch zu unglaublich günstigen Preisen. Mein Lieblingslokal liegt direkt gegenüber unserem Hotel. Das Rinderfilet (350 bis 400 gr) wird hier über Holzkohle gegrillt und kommt unglaublich zart und schmackhaft auf den Teller. Mit einem Salat als Vorspeise und spanischen Kartoffel als Beilage teilen Inge und ich uns eine Portion und werden reichlich satt davon. Inklusive Getränke, gleichgültig ob Wein oder Bier, verlassen wir das Lokal immer, ohne mehr als 20 bis 25 € zahlen zu müssen.



Mittwoch haben wir mit sechs Personen im ""Chici Micki Viertel"" Puerto Madero im Restaurant "Gourmet Porteño", Alicia Moreau Justo 1942, Dique 1 zu Abend gegessen. Es gab ein sagenhaft reichhaltiges und leckeres Buffet, von Fisch über Lamm, Steaks bis zur Morcilla, der argentinischen Blutwurst, die aufgebraten gereicht wird. Ein Traum war allerdings das Dessert. Ein Pfannkuchen mit Karamell, Früchten nach Wahl und flambiert mit einem Brandy, dazu Vanilleeis, ich kann nur sagen ...
Das ganze dann inklusive einer Flasche Wein und Wasser für etwa 20 € pro Person. Zum Abschied bekamen wir dann noch einmal, pro getrunkener Flasche Wein, eine zusätzliche Flasche des gleichen Weins geschenkt.



Auch die Cafehäuser laden immer wieder zu einer kleinen Verschnaufpause ein. Neben Kaffee und Kuchen kann man hier auch kleine Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen und so der Auszehrung widerstehen. In diesen Confiterias finden auch häufig Tanzveranstaltungen statt, auf den die Portenos (die Einwohner von Buenos Aires) ihre Tangokünste pflegen.



Also verhungern müssen wir hier wirklich nicht. Wenn das so weiter geht, müssen wir uns höchstens noch neue Garderobe zulegen.
Feitag und Sonntagabend besuchten wir dann noch je eine Tangoshow. Die Show am Freitag fand in Café Tortoni (Avenida de Mayo 829) statt. Sie war wie ein Musical aufgebaut und erzählte in kraftvollen Tanz- und Gesangseinlagen, verbunden mit szenischen Darstellungen die Entstehung des Tangos.

Die Show am Sonntagabend war die erste offizielle gemeinsame Veranstaltung unserer Panamericanatour. Es war auch die erste Veranstaltung, an der alle Tourteilnehmer vollständig anwesend waren. So gesehen können wir also sagen:

Die Tour ist gestartet


wenn auch noch nicht alle Fahrzeuge eingetroffen sind. Im Unterschied zur Show am Freitag waren die Darbietungen balletthafter und tänzerisch anspruchsvoller und damit auch die Distanz zum Publikum größer. Die Veranstaltung vom Freitag war erotischer und unmittelbarer. Wenn ich wählen müsste, welche Show ich mir noch einmal anschauen sollte, würde ich die vom Freitag wählen.
Der Samstag war einem Ausflug ins Nachbarland Uruguay gewidmet. Morgens um halb neun ging das Schnellboot vom Buquebuss-Terminal am Hafen Richtung Colonia del Sacramento. Der Rio de la Plata ist in Buenos Aires ca. 45 km breit, für die wir mit dem Schiff etwa eine Stunde benötigten. In Colonia del Sacramento wurden wir bereits von unserer Reiseführerin Karin erwartet, die uns bei einem kurzen Stadtbummel alles Wichtige über die Stadt erzählte. Colonia del Sacramento wurde 1680 durch Don Manuel Lobo gegründet und ist damit die älteste Stadt Uruguays. Die Altstadt dieser kleinen, verträumten Stadt wurde 1995 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Ihr Reiz liegt in der bunten Mischung portugiesisch - spanischer Baudenkmäler aus dem 18. Jahrhundert.



Auch für Liebhaber alter Autos ist ein Besuch dieser Stadt lohnend. Überall am Straßenrand stehen wirkliche Oldies, die vor sich hin gammeln und trotzdem noch schön anzusehen sind.



Am Sonntagmorgen statteten wir der Casa Rosada, dem Regierungssitz der argentinischen Präsidentin, einen Besuch ab. Aus Anlass der zweihundertjährigen Staatsgründung (2011) ist der Präsidentenpalast sonntags morgens für das Publikum geöffnet.





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