Auf dem Kungsleden
28.06.2008 Abisko
Na also, es geht doch auch anders. Als wir heute Morgen aufwachten, wurde unser Auto schon viele Stunden von der Sonne beschienen und es war das erste Mal seit vielen Tagen, dass ich morgens nicht die Heizung anmachen musste. Unser Wohnmobil wurde heute nur zur Entsorgung bewegt und anschließend wieder genau an den gleichen Platz zurück gestellt; denn es war ja Wandertag.
Nachdem alle unsere hausfraulichen Pflichten erfüllt waren, rüsteten wir uns für die Wanderung. Die Lasten waren fair verteilt. Ich trug den Fotoapparat und Inge den Rucksack. Nur wenige Meter von unserem Standplatz entfernt beginnt der Kungsleden. Er ist der bekannteste Wanderweg in Schweden führt von Abisko im Norden über 425 km bis nach Hemavan in Südschweden. Wir haben uns fürs erste nur die gut 10 km bis zum Abiskojaure, einem See durch den der Abiskojokka fließt entschieden.

Der erste Teil des Kungsledens ist Dag Hammerschöld gewidmet, dem verehrten UN-Generalsekretär in den 1950er Jahren. Ihn zu Ehren sind 7 Meditationssteine an den ersten 100 km des Weges verteilt.
Nach wenigen einhundert Metern haben wir einen herrlichen Blick darauf, wie sich der Abiskojokka mit voller Wucht, lautem Getöse und viel Schaum in die Schlucht stürzt, an der wir gestern unseren Spaziergang machten.

Nach 2,4 km erreichten wir den ersten Meditationsstein, an dem wir auch unsere erste Pause einlegten und den herrlichen Blick auf Fluss und Landschaft genossen.

Nach weiteren 2 km erreichten wir die erste Hängebrücke, die über die Mündung eines Nebenflusses führte. Die Brücke schwankt beim überqueren schön stark und ist genau das, was ich liebe. Auch die schmalen Holzstege, die über Bäche und Sumpfwiesen führen, sind mir nicht wirklich sympathisch, aber wer die Wanderung machen will, muss diese Stege bezwingen.

Zwischenzeitlich wurde der Weg immer schmaler und auch immer weniger von Spaziergängern frequentiert. Hier und da begegneten uns echte Wanderer mit schwerem Gepäck, die offensichtlich über mehrere Tage den Kungsleden erwandern wollen. Die erste Hütte, auf der Wanderer übernachten können, liegt ca. 14 km von Abisko entfernt am Einlauf des Abiskojokka in den Abiskojaure und kann in etwa 3 bis 4 Stunden erreicht werden.


Bei Kilometer 6 ging es über die nächste Hängebrücke. Nachdem wir auch diese gepackt hatten, wurde der Weg eintöniger. Er führte durch endlos scheinende Birkenwälder. Wald ist jedoch ein etwas groß gegriffener Begriff; denn die Bäume werden hier vielleicht 4 m hoch und die Stammstärke schwankt zwischen 8 und 15 cm.
Nach ziemlich exakt 10 km erreichten wir direkt an einer Siedlung der Samen den Abiskojaure. Hier legten wir eine größere Rast ein und vertilgten unseren Proviant. Inge hat dann noch am See unsere Wasserflaschen aufgefüllt. Es ist tatsächlich so, dass das Wasser der Seen hier Trinkwasserqualität hat und das schönste ist: das Wasser schmeckt sogar.

Nach einer halben Stunde ging es dann auf dem gleichen Weg wieder zurück nach Abisko. Insgesamt haben wir so heute gut 20 km bewältigt. Die erste Etappe des Kungsleden weist kaum Steigungen auf und ist bequem zu erwandern. Einziger Nachteil ist, dass der Weg, dort wo er nicht über Holzplanken führt, doch recht steinig ist und man permanent achtgeben muss, wo man seinen Fuß hinsetzt. Außerdem gibt es jetzt im Frühsommer viele Pfützen, die durchwatet werden müssen oder Holzplanken, die beim Betreten halb im Wasser versinken.
Etwas lahm in den Beinen, aber sonst guter Dinge erreichten wir gegen 18 Uhr wieder unser mobiles Zuhause.
Nach einer Ruhepause und dem Abendessen, es gab Geschnetzeltes auf chinesische Art mit Reis, warten wir nun auf die Mitternachtssonne in Abisko.